Auch dieses Jahr ist die Erfolgsinszenierung des Münchner Volkstheaters in Oberammergau zu sehen. Der Brandner Kaspar überlistet den Tod. Als der Boandlkramer kommt, um ihn zu holen, macht er ihn mit Kerschgeist betrunken und schwindelt ihm beim Kartenspiel einige weitere Lebensjahre ab. Die Sache wird jedoch im Himmel beim Portner Petrus bekannt. Der duldet keine Abweichungen im göttlichen Schicksalsablauf. Da bleibt dem Boandlkramer nur eine Chance: den Brandner die Freuden der paradiesischen Ewigkeit auf Probe vorkosten zu lassen. Das ewige Drama um Leben und Tod ist hier eine Komödie. Weil es ein Einzelner vermag, die Allmacht des Todes und die himmlischen Schicksalsmächte mit seiner Schlitzohrigkeit und Dickköpfigkeit zu überlisten. Die Geschichte ist bekannt und eine Erfolgsgeschichte des Münchner Volkstheaters. Über 360-mal spielte das Ensemble schon vor ausverkauftem Haus in München.
Die Geschichte vom Brandner Kaspar stammt von Franz Ferdinand von Kobell (1803-1882). Sie umfasst ursprünglich nur wenige Seiten und erzählt von einem Büchsenmacher am Tegernsee, den der Tod holen will. Die Erzählung wurde bald dramatisiert. Die erste Dramatisierung nahm Josef Maria Lutz mit „Der Brandner schaut ins Paradies“ vor, erschienen im Jahr 1934. Aus dem Jahr 1949 stammt die bekannte Verfilmung mit Carl Wery und Paul Hörbiger in den Hauptrollen.
Heute ist das Werk aus München nicht mehr wegzudenken: Kurt Wilhelm, ein Urgroßneffe Kobells (geboren 1923), schrieb 1974 eine Theaterfassung und wob zahlreiche Motive der poetischen Werke des Dichters in Dialoge und Handlung ein.
Mit: Markus Brandl, Maximilian Brückner, Susanne Brückner, Ursula Maria Burkhart, Tobias van Dieken, Alexander Duda, Junge Riederinger Musikanten, Peter Mitterrutzner, Stefan Murr, Hubert Schmid, Hans Schuler, Kathrin von Steinburg
Kein Zweifel: Auch diese Aufführung hat das Zeug Kult zu werden. (...) Hier werden Klischees vergnüglich bedient und demontiert, mischen sich Kitsch und Komik aufs Köstlichste.
Abendzeitung
Statt goldigem Humor derber Witz, statt Kitsch das Gaudiklischee. Alles jubelt, alles lacht, wenn das Theater seine Späße macht...
Süddeutsche Zeitung
Brückner spielt einen erstaunlich jungen Tod ohne den platten Eros von Brad Pitt: zahnlückig, barfuß und zerrupft, ein aufgedrehtes Rumpelstilzchen mit wenigen schwarzen Strähnen auf dem Kopf - aber auch eine Spielernatur, verführbar und verführerisch.
taz